Virtuelle Ausstellung: „Gleiwitzer Unternehmer“

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Gleiwitzer Unternehmer

Im 19. Jahrhundert, mit dem Prozess der Emanzipation, blühte die jüdische Gemeinde in vielen oberschlesischen Städten auf und schuf ein reiches religiöses und kulturelles Leben. Das war auch in Gleiwitz nicht anders. Jüdische Unternehmer und Industrielle und ihre Familien waren damals ein wichtiger Teil des Stadtgefüges. Es entstanden Synagogen, Religionsschulen, Mikwen (rituelle Bäder), Wohltätigkeitsorganisationen und Friedhöfe, wie der in der Na-Piasku-Straße, der 1815 von der damaligen jüdischen Gemeide eingerichtet wurde.

Die Ausstellung, die wir vorbereitet haben, ist eine Geschichte über die Industrie, das Unternehmertum und ihre Gleiwitzer Schöpfer, über Familien, Träume und Tragödien – mit anderen Worten, eine Geschichte über das Leben. Sie stellt zehn bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten vor, Gleiwitzer jüdischen Glaubens, die einst die Entwicklung der Stadt und der Region maßgeblich beeinflusst haben.

Heinrich Kern etwa war mit der oberschlesischen Metallindustrie verbunden, mit dem Eisenwerk Herminehütte in Laband (seit 1945 Huta Łabędy). In diesem Werk lernte der junge Heinrich die Methoden einer effizienten Unternehmensführung kennen und begann mit der Zeit, es zu leiten. Er hatte ein großes Herz und Verständnis für die Welt um ihn herum – bevor er Gliwice 1886 verließ, stiftete er zwei bedeutende Beiträge für soziale Zwecke. Eine weitere interessante Persönlichkeit ist Dr. David Hiller, ein Mitglied der jüdischen Gemeinde von Gleiwitz. Wie viele andere Unternehmer hatte er seine Fabrik in der Chaussee nach Tarnowitz 15 (heute Tarnogórska-Straße). Die Produktpalette seiner Fabrik war sehr breit gefächert und reichte von Seife über schnell trocknende Bodenlacke und Düngemittel bis hin zu Altarkerzen. Natürlich wäre diese Industriegeschichte nicht vollständig ohne die Geschichte der weltberühmten Familie Troplowitz, die im 18. Jahrhundert aus dem Dorf Troplowitz (heute Opawica an der polnisch-tschechischen Grenze) nach Gleiwitz kam. Auf der Gleiwitzer Nekropole findet man den Grabstein von Simon Jacob Troplowitz, der von seinem verstorbenen Vater Salomon Troplowitz die seinerzeit beliebte und renommierte Weinkellerei am Gleiwitzer Marktplatz erbte, die er Ende des 19. Jahrhunderts erheblich erweiterte. Eine nicht minder bedeutende Persönlichkeit, die damals mit Gleiwitz verbunden war, war Oscar Troplowitz, Erfinder der Nivea-Creme, innovativer Manager und Eigentümer des Hamburger Großunternehmens Beiersdorf. Er war nur sieben Jahre lang mit Gleiwitz verbunden und verbrachte sein Erwachsenenleben in Breslau und Hamburg, wo sich auf einem der Friedhöfe sein Familiengrab befindet.

In der Ausstellung werden Sie auch viele andere Geschichten über ehemalige Einwohner von Gliwice bzw. Gleiwitz entdecken. Heute sind unsere Generation sowie die nachfolgenden die Hüter dieses deutsch-jüdischen Erbes. Der digitale Fußabdruck in Form dieser Ausstellung ist unser Beitrag, um es vor dem Vergessen zu bewahren, und ein Ort, der andere inspiriert, die auf der Suche sind – sensibel, mutig und neugierig auf die Welt um uns herum.

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