Josef Glogauer

Josef Glogauer

Josef Glogauer wurde in Biała bei Prudnik als Sohn von Joachim Glogauer und seiner Ehefrau Johanna, geb. Forell, geboren. Im Laufe der Jahre zog das Ehepaar nach Falkenberg (heute Niemodlin), das zum letzten Wohnort der Eltern von Josef wurde. Josef kam vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts nach Gleiwitz und eröffnete dort 1853 eine Gaststätte in der Bahnhofstraße 15 (heute ul. Dworcowa). Ursprünglich handelte es sich um einen kleinen Betrieb mit einer Lizenz zur Herstellung und zum Verkauf von Alkohol. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude um einen kleinen Gastraum erweitert.

Neben seiner wirtschaftlichen Tätigkeit engagierte sich Josef Glogauer auch im Leben der lokalen jüdischen Gemeinde. 1884 wurde er in das Kollegium der Gemeindevorsteher der Synagogen-gemeinde gewählt. Ein Jahr später feierte er mit Charlotte die silberne Hochzeit.

Bis zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert befand sich das Lokal der Glogauers, das zugleich ihr Wohnhaus war, in einem kleinen eingeschossigen Gebäude mit nutzbarem Dachgeschoss. Erst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieses durch ein viergeschossiges Backsteinhaus ersetzt, das eklektisch neugotische und nördlich-neurenaissanceartige Elemente verbindet.
Nach dem Tod Josefs im Jahr 1890 übernahm seine Frau Charlotte die Gaststätte und führte sie weitere 12 Jahre bis zu ihrem Tod 1902. Das Ehepaar hatte mindestens zwei Kinder: die Tochter Margharete (1861–1899) und den Sohn Richard (1873–1942), dessen Ausbildung besonders gefördert wurde. Richard besuchte die Königliche Oberrealschule (heute V. Liceum Ogólnokształcące) und studierte anschließend Chemie. Nach Abschluss seines Studiums promovierte er auch in Philosophie.

Richard übernahm das Lokal nach dem Tod seiner Mutter. Vermutlich benannte er zwei seiner drei Kinder nach seinen Eltern Josef und Charlotte, um ihnen zu gedenken. Leider war die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Familie Glogauer von Schwierigkeiten geprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg gerieten sie in finanzielle Probleme, die den Betrieb erschwerten. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschlechterte sich die Lage dramatisch. Jüdische Unternehmer wurden Repressalien ausgesetzt, erhielten erfundene Prozesse, und der Versuch, Recht zu bekommen, war mit hohen Gerichts- und Strafkosten verbunden.

In vielen Fällen verteidigte Dr. Arthur Kochmann, Vorsitzender der Synagogen-gemeinde und Anwalt, die Familien-angehörigen. Unter diesen schwierigen Bedingungen wurde Josef eine Geldstrafe von 3000 Mark auferlegt. Doch die Familie musste noch einen höheren Preis zahlen.

1938 wurde Josef in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert (Häftlingsnummer: 27468). Seine Freiheit währte nicht lange – 1940 wurde er in ein Arbeitslager für Juden in Paderborn deportiert, von wo er 1941 zurückkehrte. Das tragischste Jahr für die Familie war jedoch 1942. Im Mai wurden Richard, seine Ehefrau Ella und ihre Tochter Charlotte nach Auschwitz-Birkenau deportiert, und einen Monat später folgte Josef ihnen dorthin. Alle wurden kurz nach der Ankunft im Lager ermordet.

Als einziges Familienmitglied überlebte Walter, das jüngste Kind, das seine Eltern 1938 im Alter von 24 Jahren nach Argentinien schickten.

Heute gibt es in der Stadt keine Spuren mehr von der Gaststätte der Glogauers. Ihr Familienhaus wurde in den 1990er Jahren als letztes Gebäude der westlichen Straßenfront abgerissen. Die einzigen materiellen Zeugnisse ihres Lebens und Wirkens sind die Grabsteine von Richards Eltern und Schwester auf dem alten jüdischen Friedhof. Darüber hinaus wurde im Jahr 2025 an der V. Liceum Ogólnokształcące eine Gedenktafel zu Ehren von Dr. Richard Glogauer, seiner Frau und seinen Kindern enthüllt.

NameDetails
Grabnummer1034
NameJosef
hebräischer NameJosef
NachnameGlogauer
FamiliennameGlogauer
Vorname des VatersJoachim Chaim
Vorname der MutterKeine Daten verfügbar
Geburtsdatum u. Geburtsort02.10.1828, Zülz
Sterbedatum u. Todesort03.04.1890, Gleiwitz
SterbeurkundeSign. – Z/100/1890
Sterbeurkunde - DateiSterbeurkunde
Signatur SteinmetzarbeitenKeine Daten verfügbar
Stichwörter/IndizesBiała, Prudnik, Gleiwitz, Gaststätte, Destillateur, Dr. Richard Glogauer, Auschwitz
Erwerbsdatum1. September 2025
Name des ForschersSeweryn Botor
Zusätzliche Fotos und Bilddateien
  • Josef Glogauer
  • Glogauer Josef - detal (sygnatura kamieniarza)
  • Glogauer Josef, wzmianka o zgodnie - Der Oberschlesische Wanderer 1890, Jg. 63, No 79, s. 4
  • Tablica upamietniajaca Richarda Glogauera
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