Kleczewscy
Anfang der 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, geführt von Motiven, die nur ihm bekannt waren, kam Josef Kleczewski nach Gleiwitz. Er war Tuchhändler, der 1839 in Ostrów Wielkopolski (Ostrowo) geboren wurde. Vermutlich während seiner Geschäftstätigkeit traf er auf Heinrich Löwe, ein Mitglied des Stadtrats, der sich professionell mit dem Möbelhandel befasste. Seine Bekanntschaft mit Löwe führte dazu, dass Kleczewski 1864 dessen Tochter Paula heiratete. Das Paar hatte zwei Kinder, Martha (geboren am 26. März 1865) und Max (geboren am 24. Januar 1867).
Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts beschloss Joseph Kleczewski, womöglich inspiriert durch den „Wald von Fabrikschornsteinen“, die das Panorama der Stadt zu dominieren begannen, das gesparte Kapital zu nutzen und eine eigene Fabrik zu errichten. Das Grundstück, auf dem die Fabrik gebaut wurde, lag in einem feuchten Gebiet nördlich des historischen Gleiwitz, etwa auf halber Strecke in Richtung Neudorf. Das Grundstück war von Osten her durch eine unbefestigte Straße begrenzt, die als Wilhelmstraβe (heute ul. Zwycięstwa) ein Jahrzehnt später eine repräsentative Ader der Stadt zu werden begann, sowie vom Norden durch die Wilde Klodnitz (Dzika Kłodnica) und vom Süden – durch den Fluss Klodnitz (Kłodnica).
Die 1872 eröffnete Kleczewski-Fabrik war in der Herstellung von Papierprodukten aktiv, darunter Karton, Nagel- und Schraubverpackungen, ungeteerte Teerpappe und Fußbodenleisten. Im August 1873 wurde die Produktion aufgenommen, wodurch etwa 60 Personen beschäftigt werden konnten.
In den folgenden Jahren kam es zu einer stetigen Weiterentwicklung der Fabrik. Im Mai 1881 wurde die Papierfabrik Kleczewski zusammen mit anderen Werken aus Gleiwitz auf der Schlesischen Messe für Handwerk und Industrie in Breslau als Vertreter der Stadt vorgestellt. Leider hat sie zu diesem Zeitpunkt keine Medaille oder Diplom erhalten.
Im Dezember brach in der Fabrik ein schwerer Brand aus, wodurch das Werk fast vollständig zerstört wurde. Mit dem Feuer kämpften die Fabrikarbeiter, denen schnell die Arbeiter von der Drahtfabrik des Heinrich Kerns zu Hilfe kamen. Nach einiger Zeit erschien die Feuerwehr des Gleiwitzer Militärregiments. Zuletzt kamen die örtlichen Feuerwehrleute, die zum Zeitpunkt des Brandes auf Pferde warteten. Freiwillige und Soldaten, die vor Ort arbeiteten, retteten einige der verkaufsfertigen Produkte und ließen vor allem den Dampfofen nicht explodieren. Aufgrund erheblicher Schäden konnten die meisten Gebäude nur noch abgerissen werden. Trotz eines schweren und ausgedehnten Brandes – der Brand war noch einige Tage später nicht gelöscht – wurde nur eine Person verletzt. Obwohl die Fabrik versichert war, waren die Schäden so schwerwiegend, dass die Anlage nicht wieder in Betrieb genommen werden konnte. Entgegen dieser komplizierten Lage begann Joseph Kleczewski sofort mit dem Wiederaufbau der Anlage, in der zwei Maschinen zur Herstellung von Papier und Karton aufgestellt wurden. Die Fabrik blühte wieder auf, wurde jedoch einige Jahrzehnte später, am 29. Oktober 1909, von einem weiteren Feuer zerstört.
Das von Joseph Kleczewski dank der Fabrik erwirtschaftete Kapital stiftete dieser auch für philanthropische Zwecke. Er hat sich 1865 erstmals sozial engagiert, als er die Gleiwitzer Kreditgenossenschaft mitbegründete. In den folgenden Jahren half er bei der Gründung der Gleiwitzer Filiale des Turnvereins, nahm an dem Gleiwitzer Gesangverein (Liedertafel) teil und war 1884 einer der Gründer der Humanitas-Loge. Trotz seines hohen Alters übernahm er 1903 die dreijährige Präsidentschaft des Gleiwitzer Gesangvereins für die Männer. Seine Tätigkeit war in der Stadt spürbar und geschätzt. Er wurde 1901 zum Ehrenmitglied des Turnverbandes ernannt. Die größte Auszeichnung erhielt Kleczewski im Jahr 1919, als der Stadtrat ihm in seinemem achtzigsten Lebensjahr den Titel eines Ehrenbürgers von Gleiwitz verlieh.
Joseph Kleczewski starb am Morgen des 7. März 1922 im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an der Bankstraße 12 (heute ul. Bankowa), am 9. März 1922 fand die Beerdigung statt. Auf seiner letzten Reise wurde der Verstorbene von einem Männerchor der Gesangsgesellschaft begleitet. Die lokale Presse war zuvor mit Nachrufen überfüllt, die zumindest teilweise das Bild von Joseph Kleczewski vervollständigen können. Der Vorstand der Synagogengemeinschaft der Stadt hat in seinem Nachruf viel Raum zur Beschreibung des Lebens des Verstorbenen gewidmet. Aus dem Text entsteht das Bild eines religiösen Mannes, der sich sehr für die Tradition und Geschichte der Juden interessierte. Der Inhalt des Nachrufs endete mit dem Satz, dass die Erinnerung an den Verstorbenen nie enden würde. Dies wurde in gewissem Maße erreicht, auch nach seinem Tod vor mehr als einem Jahrhundert ist die Erinnerung an ihn immer noch lebendig.
Nach dem Tod seines Vaters wurde das Werk von Max Kleczewski geleitet, der 1931 neben seinen Eltern beerdigt wurde.