PANIOWERFELD

Paniowerfeld

Das Paniowerfeld lag nördlich der Stadt, hinter der als Blottnitza genannten Vorstadt. Im Westen (entlang der Piekarerstraße) grenzte es an das Großfeld, im Norden (in der Nähe des Ludwigfreudeweges) mit dem Bielczer Feld und im Osten an die Gebiete des Dorfes Rossberg. Man glaubt, dass der Name von einem alten Vorbesitzer, Peter von Paniow, entstammt, was sich jedoch nicht nachweisen lässt.

Noch im 19. Jh. wurde die Ansicht von Beuthen aus der nördlichen Seite gezeichnet. Im Vordergrund sehen wir unbebaute Felder und Wiesen – es ist eben das Paniowerfeld. Weiter gibt es einen Turnplatz, der sowohl dem Militär wie auch offensichtlich den Zivilisten diente. In den Jahren 1890–1892 wurde in dem nördlich-westlichen Teil dieses Platzes die Kaserne des III. Bataillons des Infanterie-Regiments Keith Nr. 22 (zu Ehren des preußischen Generalfeldmarschalls James Francis Edward Keith) errichtet. In dem letzten Jahrzehnt des 19. Jh. haben mehrere Blockreihen von eklektischen Häusern das gesamte Gebiet zwischen der Große Blottnitza- und der Breitestraße eingenommen. Um 1900 wurde der Bebauungsplan des Paniowerfeldes und seine Aufteilung in ein Straßennetz entworfen. Auch zwei prächtige Plätze – der Wilhelmsplatz und Neuer Markt (bzw. Heumarkt) – wurden eingeplant.

Reichspräsidentenplatz

Noch im Jahr 1892 lief durch den heutigen Platz der Scharley Feldweg, bei dem ein Erdgeschosshaus und eine Gärtnerei von Oskar Pruschidlo angelegt waren. Im Jahr 1900 wurde ein Platz mit typischer rechteckiger Form entworfen, erst ein Plan aus dem Jahr 1905 sah einen ovalen Platz vor. In amtlichen Unterlagen wurde dieser Platz als Neuer Markt oder Heumarkt bezeichnet. Die ersten Bürgerhäuser wurden 1905 errichtet – es waren das Eckhaus bei der Breitestrasse 1 nach dem Entwurf von Eduard Arndt für Anton Gnielinski und das Haus Nr. 5 von und für den Bauunternehmer Carl Bittmann (dieses Haus hat jedoch durch zahlreiche Umbauten seine ursprünglichen Jugendstilformen verloren). Damals hieß er offiziell Platz nördlich der Kaserne, obwohl die Häuser noch keine Nummern hatten. In 1909 wurde das Haus Nr. 3 von Alfons Powollik und Carl Bittman errichtet und in den Jahren 1912 und 1913 die Häuser auf dem gegenüberliegenden Ende des Platzes – Nr. 13 und 15 –, die ebenfalls Eigentum von Carl Bittmann (Planer war Eugen Walter) waren. Vor dem Ersten Weltkrieg nannte man den Platz als Augusta-Victoria-Platz um – zu Ehren der preußischen Königin und deutschen Kaiserin Augusta-Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, der Ehefrau von Wilhelm II.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Platz als Victoriaplatz eingeweiht und seit 1927 galt ein weiterer offizieller Name – der Reichspräsidentenplatz. Zu jener Zeit wurde auch die endgültige Bebauung des Platzes abgeschlossen: es entstanden das Polizeipräsidium in den Jahren 1925–1926, entworfen von Wilhelm Bahlsen, sowie 1925–1927 eine Reihe an Wohnhäusern an der östlichen Straßenfront.

Interessante, expressionistische Formen des alten Polizeipräsidiums, mit einem sich auszeichnenden Treppenhaus und einer mit Adlern verzierten Fassade sollten die Kontroversen beilegen, die durch die Schließung der perspektivischen Ansicht von der Friedrichstrasse her entstanden (die Adler wurden inzwischen als deutsche Symbole entfernt und das Treppenhaus kann nur vom Inneren bewundert werden, denn seine äußeren Formen wurden von einem Anbau nach dem Zweiten Weltkrieg verdeckt). Als Krönung der Platzeinrichtung galt die Verlegung des den im deutsch-französischen Krieg von 1870–1871 gefallenen Einwohnern von Beuthen gewidmeten Denkmals vom schlafenden Löwen von Theodor Kalide vom Ring im Jahr 1932.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Platz umbenannt und anstelle des beseitigten Denkmals der im deutsch-französischen Krieg Gefallenen wurde in der Platzmitte im Jahr 1947 ein von Józef Sawicki und Tadeusz Sadowski entworfener Brunnen angelegt. Interessanterweise knüpfen die Skulpturen, die die auf Wassertieren sitzenden Kinder darstellen, an ähnliche, noch vor dem Ersten Weltkrieg in der Architektur Oberschlesiens gängige Themen an. Ab 1957 hieß der Platz Dzierzynski-Platz und nach der Wende des Jahres 1990 Akademischer-Platz, zur Erinnerung an die berühmte Straße – Shevchenko-Prospekt – in Lwiw (Lemberg).

Wilhelmsplatz

Die Raumordnungspläne aus dem Jahr 1900 sahen hier noch einen runden Platz vor, von dem insgesamt fünf Straßen – jeweils eine nach Süden, Westen, Norden und Osten sowie eine quer in Richtung des geplanten Heumarkts – ausgehen sollten. Nach der Planänderung entstand jedoch ein typischer rechteckiger Platz oder sogar eine erweiterte Straße, weil die ersten hier erbauten Häuser die fortlaufende Nummerierung der benachbarten Wilhelmstraße übernommen haben. Mit der Platzbebauung hat im Jahr 1909 der Scharleyer Baumeister Franz Ryba begonnen, der für sich die Häuser Nr. 1 und 2 errichtete. In den nächsten Jahren (1911–1913) wurden die Häuser Nr. 3, 4, 7, 8, 9 und 10, entworfen und von Ignatz Kupka, Georg Skrzypek und Karl Mainka gebaut.

Im September 1925 wurde auf dem Platz das Denkmal der während der oberschlesischen Aufstände gefallenen deutschen Selbstschutzmitglieder – ein Werk von Kurt Höppner – enthüllt. Die Platzbebauung endete in den Jahren 1924–1926, als die Gemeinde Beuthen die Häuser Nr. 5 und 6, wahrscheinlich nach dem Entwurf des Stadtarchitekten Albert Stütz, erbauen ließ. Im Jahre 1945 wurde der Wilhelmsplatz in den Słowiański-Platz umbenannt.

Bauschule

Das Gebäude der jetzigen Staatlichen Bauschulen bei der Guttenbergstraße 10 wurden in den Jahren 1908–1910 nach dem Entwurf von Karl Aronson und Ferdinand Westphal für ein katholisches Königliches Lehrerinnen-Seminar gebaut. Im Jahr 1918 wurde das Seminar verstaatlicht und 1926 geschlossen. In den Jahren 1926–1929 hatte hier das Staatliche Realgymnasium seinen Sitz und 1930 wurde dieser Standort zur ersten Hochschule Beuthens – der Pädagogischen Akademie – umgewandelt. In den Jahren 1930–1931 folgten der Anbau des westlichen Flügels mit einem Auditorium (nach dem Entwurf von Karl Adolf Kattentidt) und Änderungen an der Fassade (es wurden u.a. das Wappen, die Rahmen und ein seitlicher Erker entfernt). Seit 1946 befindet sich hier der Sitz der Staatlichen Bauschulen. Zu beachten ist das Treppenhaus, dessen Geländer mit den Wappen schlesischer Städte verziert ist.

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