Geheimgehalten, durchgesehen, vernichtet

Bei den Aufnahmen fragten wir gewöhnlich unsere Protagonisten in der Regel, ob sie Fotografien oder Dokumente aus der Kriegs- bzw. Vorkriegszeit hätten. Viele – nicht alle – bejahten diese Frage. Manchmal wurden die Bilder sorgfältig in einem Fotoalbum aufbewahrt, häufiger aber lagen sie lose in einer Schachtel oder einer Mappe. Nur einer der Protagonisten hatte ein Porträtfoto in deutscher Uniform, allerdings hatte er alle Elemente, die auf die deutsche Wehrmacht hätten schließen lassen können, unkenntlich gemacht. Einer der ehemaligen Soldaten hatte keine einzige Fotografie, weil alle Bilder in seinem nicht mehr existierenden Familienhaus verblieben waren. Doch selbst jene Protagonisten, die ziemlich viele Bilder aus der Kriegszeit hatten, hatten sie jahrelang geheimgehalten. Wegen der Tabuisierung des Wehrdienstes in der deutschen Armee nach 1945 hatten viele von ihnen Angst, dass Fotografien, auf denen sie in deutschen Uniformen zu sehen waren, oder Dokumente mit Hakenkreuzen, gegen sie oder gegen ihre Angehörigen verwendet werden könnten, falls sie in falsche Hände gerieten. Ein Teil der Bilder und viele deutsche Dokumente wurden aus Angst vor Durchsuchungen und Repressalien vernichtet oder versteckt.

Trotzdem erwiesen sich die privaten Archive unserer Gesprächspartner so reichhaltig, dass sich ihre Erzählungen mit Scans von Bildern und Dokumenten illustrieren ließen. Bei den Fotografien handelt es sich also nicht um eine zufällige Auswahl, sondern um Bilder, die mit den geschilderten Geschichten in einem Zusammenhang stehen.

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